-geschrieben von Andreas Pichler-
Wenn Sie sich entschließen, sich einen MG-B zu kaufen, sollten Sie sich als erstes überlegen, welches Modell es sein soll, da der B von 1962 – 1980 in den unterschiedlichsten Varianten und mit kontinuierlichen Änderungen gebaut wurde. Eine weitere Überlegung ist, wie original der Wagen sein soll – früher oder später kommt jemand mit dem Satz der Sätze: “das war aber im Original anders…”
Die Modelle
- MGB (Roadster) oder MGB – GT (Coupé ab 65)
- Rechts oder links gelenkt
- 4, 6 oder 8 Zylinder Motor
4 Zylinder = MGB
6 Zylinder = MGC
8 Zylinder = MGB V8 (vom Werk nur als GT) - 3 Synchro- oder 4 Synchro Getriebe
Beim 3 Synchro Getriebe ist der erste Gang nicht synchronisiert - Overdrive
Es gab ab ’63 optional ein Overdrive. Ein Overdrive entspricht einem fünften Gang, arbeitet jedoch elektrohydraulisch. Wer einmal einen B “mit” gefahren hat, möchte nie wieder ohne fahren!!! - Chromstoßstangen oder Kunststoff (ab Ende 1974)
- Armaturenbrett – es gibt 4 Varianten bei den unterschiedlichen Baujahren
1962 – 1968
1968 – 1971
1971 – 1977
1977 – 1980 - USA Modell oder Europa
Die späteren US Modelle haben eine geringere Kompression und eine Abgasreinigungsanlage. Die Leistung ist geringer und die Fahrzeuge haben Positionslampen seitlich an Front und Heck.
OK – genug verwirrt…. aber Sie sollten grob wissen was Sie suchen, bevor Sie quer durch Deutschland fahren und dann enttäuscht sind.
Grundlegendes um falsche Erwartungen zu klären
Der B ist kein Sportwagen, aber ein alltagstauglicher historischer Wagen der mit solider, einfacher Technik gut zu handhaben ist.
Blechteile
Typische Mängel sind Durchrostungen im Schwellerbereich. Am Ende und am Anfang der Schweller werden diese von den Kotflügeln überlappt. An diesen Stellen setzt der Rost an und frisst sich dann durch den gesamten, aus 3 Blechen bestehenden Schweller. | ||
Eine weitere Stelle sind die Innenkotflügel und deren Versteifung. Dies sind die Blechkästen im vorderen Kotflügel, die an die A-Säule anschließen. |
Ebenso sollte man auf Unfallschäden achten. Bedingt durch das hohe Alter ist es eher unwahrscheinlich ein unfallfreies Fahrzeug zu erwischen. Hier sollte man in die hinteren Kotflügel, unter die Lampen schauen. Sind hier Schweißpunkte oder beachtlich viel Karosseriedichtmasse zu sehen ist Vorsicht geboten. Gleiches gilt für die vorderen Kotflügel im Bereich der Lampentöpfe. Ebenso sollte der gesamte Boden kritisch betrachtet werden, ob dort Rost oder Unfallschäden vorhanden sind. Abschließend sei noch auf die auf die Längsträger (die beiden Rahmenteile, auf denen der Motor aufliegt) hingewiesen. Sind hinter der Vorderachsaufnahme (zur Fahrzeugmitte hin) Stauchungen oder Knicke im Blech ist wahrscheinlich der Rahmen an dieser Stelle verzogen – Finger weg!!!
Schäden am Blech kosten Geld. Schweißen, Lackieren usw…
Motor
Es gibt grundsätzlich 2 Arten von Motoren
- 3-fach gelagerte (bis 1965)
Sie gelten als drehfreudiger - 5-fach gelagerte (1965 – 80)
Diese gelten als noch haltbarer und kultivierter. Die US Versionen der Motoren wurden später in der Leistung zurückgenommen, um die herrschenden Abgasbestimmungen zu erfüllen.
Beiden Motoren ist gleich, dass sie relativ anspruchslos und alltagstauglich sind. Üblich sind verstellte, bzw. nicht synchronisierte Vergaser und damit geringere Leistung. Verschleiß der Motoren äußert sich – wie bei allen Motoren – durch Qualmen (Kolbenringe) und Klackgeräusche unter Last (Lagerschaden).
Eine Instandsetzung oder ein Austauschmotor schlagen mit 3.100 – 3.500 € zu Buche (der 3-fach gelagerte ist teurer).
Achsen/Getriebe
Setzen Sie sich in den Wagen und fahren Sie eine Strecke auf der möglichst niemand sonst ist und Sie bis min. 100 Km/h fahren können.
Hat der Wagen Speichenräder? Wenn bei den Fahrversuchen beim Anfahren und beim Bremsen jeweils zu Beginn einmal knackt, sind wahrscheinlich die Radmuttern nicht ausreichend fest angezogen.
Vorderachse (VA)
Fahren Sie die 100 Km/h… wird der Wagen ab ca. 80 unruhig?, fängt das Lenkrad an zu “flattern”? Wenn dies zutrifft sind wahrscheinlich die Gummibuchsen der (VA) ausgeschlagen. Ein Blick auf die VA schafft hier Klarheit. Wenn diese rissig und porös aussehen – und das tun sie fast immer – müssen diese getauscht werden. Je nach Verschleiß zieht die 100 € – 200 € Materialkosten nach sich, ist aber in Eigenleistung zu machen.
Hinterachse (HA)
Fahren Sie vom Stand aus los (wenn möglich entfernen Sie vorher den Deckel des Batteriefachs) und beschleunigen Sie den Wagen bis in den 4 Gang. Hören Sie bewusst nach hinten, wenn sie nun bei eingelegtem vierten Gang vom Gas gehen und im Moment des Lastwechsels ein “Singen” der Achse beginnt sind die Tage des Differentials gezählt… Dies zieht leicht einem Komplettaustausch der Hinterachse nach sich (ab 1.000 €)
Getriebe
3 Synchro Getriebe (3SG)
Dies wurde bis 1967 verbaut. Bei dem 3SG ist der erste Gang nicht synchronisiert. Er kann nur im Stand eingelegt werden, es gibt natürlich Leute die es schaffen vom 2. in den 1. mit Zwischengas zu schalten… Der zweite Gang ist synchronisiert (!). Das bedeutet vom 3. in den 2. kann man bei angemessener Geschwindigkeit runterschalten, wie bei jedem modernen Auto. Geht dies nicht, ist der Synchronring des 2. Gangs verschlissen. Ich betone das so, weil es ein typisches Argument der Verkäufer ist: “Ja, 3 synchro da geht das ja auch nicht….” Besagter Synchroring kostet ca 30 €… aber Motor und Getriebe müssen raus. Jemand muss es machen oder das Getriebe muss getauscht werden (~1.300 €).
Ein weitere mögliche Fehlerquelle ist ein defektes Zahnrad des 1. Ganges. Die äußert sich durch unangenehmes “Singen” und “Mahlen” beim Anfahren. Dieser Schaden entsteht meist in der Mischung mit einer eingelaufenen Vorgelegewelle und einem ebenfalls beschädigten Vorgelege. In diesem Fall steht ebenfalls eine komplette Überholung oder der Austausch des Getriebes an.
4 Synchro Getriebe (4SG)
Beim 4SG sind alle Gänge synchronisiert. Es ist weniger anfällig für Verschleiß. Auch hier ist auf die intakte Synchronisation der Gange zu achten.
Overdrive
Ein Overdrive ist ein elektrohydraulisches Untersetzungsgetriebe, das wie ein 5 Gang wirkt und mit einem Schalter betätigt wird. Es wurden, entsprechend der zwei Getriebetypen, zwei Overdrivetypen verbaut. Das Overdrive ist, regelmäßige Ölstandkontrolle des Getriebes vorausgesetzt, problemlos. Defekte entstehen eher bei der elektrischen Ansteuerung. Das Overdrive kann im 3. und 4. Gang (bei späten Modellen nur noch im 4. Gang) eingelegt werden und sollte ohne starkes Rucken einzulegen sein. Wer einmal eins gefahren ist, möchte nicht mehr ohne sein. Nachträgliches Nachrüsten ist möglich. Es muss jedoch das Getriebe und die Antriebswelle getauscht werden.
Elektrik
Die Elektrik des Wagens ist eigentlich nicht so schlecht wie ihr Ruf. Die Fahrzeuge sind aber inzwischen z.T. fast 40 Jahre alt und meistens verbastelt. Schauen Sie in den Motorraum und unter das Armaturenbrett, sieht es da “wild” aus, spricht das nicht für den Wagen. Die Kabelbäume sind zwar alle noch erhältlich, aber der Einbau erfordert Zeit und Sachkenntnis.
Innenausstattung
Hier entscheidet zum einen Ihr Geschmack sowie der Eindruck, den der Wagen macht. Generell sind alle Teile noch verfügbar und bezahlbar – Ausnahmen machen hier GT-spezifische Teile. Schauen Sie sich vorher Bilder der korrekten Innenausstattung an. Auch hier wird, gerade bei US Importen, gern gemischt.
Verdeck
Dazu ist nicht viel zu sagen – es sollte dicht und leicht zu handhaben sein. Wenn es falsch montiert wurde, spannt es an kalten Tagen und ist kaum zu schließen. Die Scheibe sollte klar und kratzerfrei sein. Ein neues Verdeck kostet ab 250 € und kann ggf. selbst aufgezogen werden.
Fazit
Der bessere und damit leider meist auch teurere Wagen ist vorzuziehen, da sich die Kosten an Ersatzteilen, bei dem vermeintlich billigeren Wagen meist über den Preis des teureren Wagens addieren.
Zum Wiederverkauf ist zu sagen, dass die Wagen wertstabil sind und im Moment einem leichten Aufwärtstrend unterliegen. Der Markt geht von 5000 € – 15000 €. Einzelne, sehr gute Wagen werden teurer angeboten und auch verkauft.
Um einen Eindruck über die Ersatzteilkosten zu erhalten, empfehle ich, sich entsprechende Kataloge vorab zu bestellen. Diese gibt es bei einigen Versandhändlern kostenlos. Sie beinhalten zusätzlich z.T. auch Explosionszeichnungen der Teile. Hier vorab ein paar Beispiele:
Motor 3fach gelagert 3500.-€
Motor 5fach gelagert 3100.-€
Getriebe ohne Ovd. 4 Gang 1270.-€ im AT
Hinterachse 1000.-€ ohne Bremsteile im AT
Kotflügel vorn 781.-€
Tür 640.-€
Haube Alu 1240.-€ Stahl 475.-€
Tür 640.-€
Stoßstange vorn 240.-€ hinten 300.-€
kpl. Rohkarosserie 10.150.-€
Verdeck Vynil 250.-€ Mohair 450.-
Noch’n Tip:
Gehen Sie nicht alleine, sondern nehmen Sie einen neutralen, möglichst auch MG-B “infizierten” Menschen mit. Meist ist man etwas zu euphorisch bei der Begutachtung des glänzenden Prachtstücks und übersieht einiges.
Für weitere Auskünfte steht unseren Clubmitgliedern auch ein MG-B Kontaktmann zur Verfügung.
Im Fall MGB aufgrund einschlägiger Schraubererfahrung auch in technischen Fragen.